In dieser Region, südliches Ostwestfalen-Lippe, liegt ein Naturschatz vor der Haustür, den es für die heutigen Zeitgenossen zu erfahren und für die künftigen Generationen zu bewahren gilt. Nicht allen ist dies bewusst.
Die Rotbuchenwälder im nördlichen Eggegebirge sind einzigartig und verdanken sich einer weitsichtigen ökologischen Waldbewirtschaftung. Seit 2015 firmieren eine Staatswaldfläche von 2.600 Hektar als „Naturerbe Buchenwälder OWL“. Rund um erstmals ausgewiesene Wildnisentwicklungsgebiete und bestehende Naturwaldzellen von insgesamt 700 ha entsteht auf rund 1.700 ha das bundesweit größte Areal zur Entwicklung von Buchenwald-Wildnis.
Aussichtsreich ist dies, weil seit den achtziger Jahren die Förster des Regionalforstamtes Hochstift nach ökologischen Maßstäben bewirtschaften. Meilensteine in der waldökologischen Planung bildete der Waldpflegeplan Egge Nord (1994) und die Aufnahme des Gebietes als europäische Natura 2000 (1996). Nach Expertise des Bundesamtes für Naturschutz gehört das Gebiet mit dem angrenzenden Teutoburger Wald und der Senne zu einem der 30 Hotspots der biologischen Vielfalt der Bundesrepublik.
Seit 2015 Jahr bildet das „Naturerbe Buchenwälder OWL“ erklärter Maßen einen wichtigen Bestandteil in der Biodiversitäts- und Wildnis-Strategie des Landes Nordrhein-Westfalen. „Wir haben die Möglichkeit einen bedeutenden Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt zu entwickeln, der die europaweit zu schützenden Buchenwälder und ihre regionalspezifische Artenvielfalt bewahrt. Hier in OWL gibt es einen ‚Hot-Spot‘ der Artenvielfalt. Die nördliche Egge ist ein Teil davon. Rotbuchenwälder sind als natürliche Waldlebensräume in der Mitte Europas beheimatet, aber wurden stark zurückgedrängt. Wir können stolz auf die Arbeit der vergangenen 30 Jahre sein, in denen es geglückt ist, dieses Gebiet zu einem einzigartigen Bestandteil des europäischen Naturerbes aufzuwerten“, erklärte Umwelt- und Klimaschutzminister Johannes Remmel anlässlich der Präsentation des Naturerbe-Projektes [1].
An einer Schlüsselstelle im Bildungsgang, in zwei ausgewählten Schulen, will das Projekt „Naturerbe macht Schule“ aktivierende Umweltbildung mit der lebendigen Erlebnis- und Erfahrungsraum verknüpfen. Auf der Ebene der Schulprogramme geht es darum, das „Naturerbe“ als konstitutives Element in Curricula und Schulprofile zu verankern. Das Projekt versteht sich als „Pilotvorhaben“, das die Chancen herausarbeitet und weitere Schulen motiviert, sich dem Naturerbe zuzuwenden.
Dass dieser Schritt dringend nötig ist, zeigte sich an dem zum Tag der Parke 2014 hinführenden Schulwettbewerb, wo eine Vielzahl der Schülerinnen und Schüler meinten, sie seien noch nie im Wald gewesen. Diese Feststellung führt dazu, jetzt im September eine Fachtagung unter dieses – zugegeben provokante – Motto, die UBI mit verantwortet und organisiert hat, um aufzuzeigen, was das spannende Naturerbe den nachwachsenden Generationen zu bieten hat.
Das Projekt
Ein Konzept „Naturerbe-Schule“ soll mit den jeweiligen Schulen, mit Unterstützung und Begleitung unterschiedlicher Kooperationspartner und der Umwelt-Bildungs-Initiative OWL erarbeitet werden. Dabei möchte die UBI dieses Konzept möglichst tragfähig und nachhaltig gestalten, die Lehrer in ihrer Arbeit unterstützen und eigene und externe Fachkompetenz einbringen. Ziel ist hierbei, dass die Idee „Naturerbe-Schule“ dauerhaft gelebt und im Schulprogramm festgeschrieben wird. Die Projektplanung, Projektleitung und Dokumentation liegt bei der Umwelt-Bildungs-Initiative OWL.
Darüber hinaus wird erfasst und analysiert, welche Schulen in OWL ähnliches Potenzial aufweisen und welche Profile sie haben. Ebenso muss die Frage der Bereitstellung von unter Naturschutz stehenden Waldflächen im Naturerbe-Wald für Angebote der Umweltbildung, sowie die naturschutzrechtliche Situation in Bezug auf die Umsetzung von Umweltbildungsangeboten geklärt werden.
Ausgangslage
Immer weniger Kinder und Jugendliche haben aufgrund ihrer Lebensumstände Gelegenheit, eigene Naturerfahrungen zu sammeln. Dabei bilden aber gerade Begegnungen mit der Natur entscheidende Grundlagen für verantwortungsvolles und umweltbewusstes Handeln im späteren Leben.
Wertvolle Erkenntnisse gewannen einige der UBI-Gründungsmitglieder im Frühjahr 2014, als diese einen Schulwettbewerb initiierten. Unter dem Motto „Dem Geheimnis des Waldes auf der Spur“ nahmen 9 Schulen mit 18 Klassen und rund 450 Schülern verschiedener Schulformen aus den Kreisen Paderborn und Lippe teil.
Mit Förstern, Waldpädagogen und engagierten Ehrenamtlichen wurden klassenweise Walderlebnistage gestaltet – und zwar nach vorheriger Rücksprache mit den jeweiligen Unterrichtsinhalten und Vorstellungen der Lehrer. Der Unterrichtstag wurde wiederum von den Klassen nachbereitet und in Form von Bildern, Gedichten, Spielen, Filmen und Büchern kreativ dargestellt, diese von einer Jury bewertet und mit Sponsorengeldern prämiert.
Der Landesbetrieb Wald und Holz, hier das Regionalforstamt Hochstift, war ein wichtiger Kooperationspartner bei der Planung und Durchführung des Schulwettbewerbes.
Zahlreiche Vorgespräche mit den Pädagogen waren damals nötig, um die Interessen beider Seiten miteinander in Einklang zu bringen. Die verantwortlichen Lehrer wurden vorab kontaktiert, das gewünschte Thema für die Exkursion individuell besprochen und festgelegt.
Bei den vielen Telefonaten und Gesprächen wurde deutlich, dass das Interesse der verschiedenen Schulen sehr groß ist. Leider mussten viele aufgrund der Kürze der Zeit absagen, wollen aber wenn möglich bei einem nächsten Mal auf jeden Fall dabei sein.
Dabei blieb es nicht: Eine Schule wünscht sich nunmehr eine Unterstützung, im beste Falle eine Kooperation im Erarbeiten ihres Schulprofils. Sie wollen sich ein Profil mit dem Schwerpunkt „Naturerbe“ geben. Der Schulwettbewerb und der Wunsch, ein Schulprofil zu entwickeln waren Anlass, die Idee der „Naturerbe-Schulen“ weiter zu verfolgen.
Projektziele
Die Profilgebung soll Kinder, Jugendliche und Erwachsene für das Erlebnis „Naturerbe“ begeistern. Dies soll unter ökologischen, ökonomischen und sozial-kulturellen Gesichtspunkten auf der Grundlage der Nachhaltigkeit insbesondere für den Lebensraum Wald erfolgen. Waldpädagogik vermittelt dabei Werte wie Respekt vor Wald, Natur und Umwelt und verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen, sowie Verantwortung und Sorge für die nachfolgenden Generationen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Bildung nachhaltiger Entwicklung (BNE) mit dem Lehrplan zu verknüpfen. Die Gestaltungskompetenz der BNE kann nicht passiv erworben werden. Der Erwerb der Teilkompetenzen ist ein langfristiger, stetig aufeinander aufbauender und sich wechselseitig bedingender Prozess. Dieser Prozess muss von den Kindern aktiv durchlaufen werden. Sie müssen selbst beteiligt sein und entsprechend ihrer Fähigkeit lernen, Verantwortung für sich selbst und ihre Umwelt zu übernehmen.
[1] https://www.umwelt.nrw.de/pressebereich/detail/news/2015-04-15-naturerbe-buchenwaelder-in-owl-sollen-zum-erhalt-der-artenvielfalt-entwickelt-werden/